EMDR

EMDR ist meine große Liebe – gleich nach meiner Familie und meinem Lieblingswohnort Bonn :-). Ich kenne viele Coachingmethoden, doch keine ist wie „sie“. EMDR ist bestens wissenschaftlich erforscht, extrem schnell wirksam und überaus nachhaltig! Nur der ausgeschriebene Name ist etwas sperrig, aber das ist schon der einzige Nachteil aus meiner Sicht.

Die Abkürzung EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Auf Deutsch bedeutet es übersetzt „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen“. Hier ein kurzer Film dazu:

Bekannt geworden ist diese Methode unter anderem für die Verarbeitung von psychischen Traumata. Nur wenige wissen, wie wirksam EMDR auch bei klassischen Coachingthemen und der Arbeit mit dysfunktionalen Glaubenssätzen ist.

Ich habe EMDR noch durch weitere, neurowissenschaftliche Inhalte ergänzt und es in wesentlichen Punkten weiterentwickelt. Aus diesem Grunde kannst du in meiner Akademie „EMDR-basiertes Neuro-Coaching“ lernen, dass etwas anders als das klassische EMDR ist. Es ist spielerischer und tiefgreifender.

Was macht EMDR im Gehirn?

Mit EMDR lösen wir gezielte Links-Rechts-Impulse z.B. über die Augen aus.

Diesen Mechanismus kannst du in der nächtlichen REM-Phase (Rapid Eye Movement) bei anderen Menschen gut beobachten. Hierbei gehen die Augen abwechselnd hin und her, um die Eindrücke des Tages in der Nacht zu verarbeiten.

In dieser Phase träumen wir oft besonders viel. Interessanterweise wird in dieser Phase der Neurotransmitter Epinephrin blockiert. Dieser ist nicht nur für Bewegungen oder Wachsamkeit zuständig, sondern auch für Panik und Angstgefühle. Das heißt, dass du in dieser Schlafphase physiologisch nicht dazu in der Lage bist, dich zu fürchten*.

Diesen Effekt machen wir uns auch im Wachzustand mit den gezielten Links-Rechts-Bewegungen der Augen zu nutze! Ich kenne noch keine Studien dazu, nehme aber fest an, dass auch bei EMDR Epinephrin blockiert oder zumindest die Ausschüttung reduziert wird. So wird eine fast angstfreie Verarbeitung von tiefgehenden Lebensthemen ermöglicht.

EMDR-Grafik:

Mit dieser Grafik erkläre ich gerne meine Klient*innen und Ausbildungsteilnehmer*innen, was die Links-Rechts-Interventionen des EMDR im Gehirn bewirken:

EMDR geht nicht nur über die Augen:

Über die gezielten links-rechts-Bewegungen der Augen wurde in den 80er Jahren zum ersten Mal der „EMDR-Effekt“ von Dr. Shaprio beobachtet. Die meisten Studien befassen sich deshalb mit dieser Intervention und daher kommt auch der Anfang des Namens „Eye Movement“.

Meiner Erfahrung nach kannst du mit einer Vielzahl von Links-Rechts-Impulse ähnlich gute oder sogar auch oft bessere Effekte, als über die Augenbewegungen erzielen.

Ich arbeite in meiner Praxis mit knapp 60 verschiedenen Möglichkeiten, den EMDR-Effekt bei meinen Klient*innen hervorzurufen wie z.B. über EMDR-Musik, Tappen auf den Händen oder Schultern, das Balancieren auf einem Wackelbrett u.v.m.

Falls du hierzu mehr wissen möchtest, klicke doch den Punkt EMDRow®.

Wirkmechanismus von EMDR:

  • EMDR führt zu einer Teilung der Aufmerksamkeit auf äußeren Reiz und Erinnerung an das „unglücklich machende“.
  • Es beschleunigt die Informationsverarbeitung und beruhigt den ventral-parasympathischen Zweig des Vagus-Nervs durch die Ausschüttung des Hormones Acetylcholin.
  • Bei EMDR erfolgt eine Dekonditionierung infolge einer Entspannungsreaktion sprich: Während ich mich an etwas Belastendes oder angsteinflößendes erinnere, bin ich total entspannt.
  • EMDR führt zu einer Löschung konditionierter, physiologischer Reaktionen: „Der Reaktion auf die Reaktion, also zum Beispiel „die Angst vor der Angst“.
  • EMDR führt zu einer Aktivierung eigener Selbstheilungskräfte.
  • Es wirkt jenseits des bewussten, sprachlichen Zugriffs. Das ist gut, wenn Klient*innen wenig über belastende Erinnerungen oder Ängste sprechen können oder wollen.
  • EMDR wirkt auf tiefere Hirnstrukturen über die Aktivierung und Synchronisation der Amygdala, des Hippocampus und des orbifrontalen Netzwerks.
  • EMDR führt zu einem assoziativen Zugang zu den betroffenen neuronalen Netzwerken.

Wer darf EMDR lernen?

Diese Antwort fällt ganz unterschiedlich aus, je nachdem, wen du fragst.

Rein rechtlich kann dir niemand verbieten EMDR im Rahmen des Coachings anzuwenden.

Du machst wahrscheinlich jede Woche eine EMDR-Intervention bei dir selbst, ohne es selbst zu merken. Zum Beispiel immer dann, wenn du joggen gehst und dabei bewusst auf deine Körperempfindungen achtest, während du an ein ärgerliches Gespräch denkst.

Oder vielleicht sitzt du manchmal ungeduldig in einer Besprechung und tappst dich abwechselnd auf deine Oberschenkel.

Der Vorsitzende des EMDR-Verbandes „EMDRIA“ empfiehlt die Anwendung nur qualifizierten Ärztinnen, Ärzten, Psychologinnen und Psychologen, um sicherzustellen, dass das Trauma und alle mit ihm verbundenen Symptome fachlich fundiert aufgearbeitet werden können. Das ist auch richtig so, da man hier über ein umfangreiches Wissen und Stabilisierungstechniken verfügen sollte.

Als klassische Coaches arbeiten wir ja mit Coachingthemen, die nicht in die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme fallen. Diese werden in einem Nachschlagewerk genannt „ICD10F“ aufgeführt.

In Kürze ist in Deutschland die 11. Fassung gültig (= ICD11F). „ICD’“ steht für englisch: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems. Dies ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen.

Anwendungsfälle:

Die Wirksamkeit von EMDR ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Die Forschungsergebnisse zeigen: Nach der Behandlung einer einfachen posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) mit EMDR fühlen sich 80 Prozent der Patientinnen und Patienten deutlich entlastet. Und das bereits nach wenigen Sitzungen.

Seit 2013 wird EMDR von der Weltgesundheitsorganisation WHO als eine von zwei Methoden zur Behandlung von PTBS empfohlen. Seit 2015 übernehmen die Krankenkassen bei dieser einen Diagnose die Kosten für die Behandlung von Erwachsenen. 

Erste Studien zeigen, dass EMDR auch bei Schmerzen und Depressionen erfolgreich angewendet werden kann. Ich persönlich nutze seit 2009 EMDR für fast alle Coachingthemen. Seit 2013 nutze ich es auch für pathologische Angsterkrankungen, Phobien, Essstörungen, Zwangserkrankungen oder Süchten anzuwenden.

Bisherige EMDR-Artikel von mir:

Der Artikel: „Ängste meine große Liebe“ erschien als Titelstory der Praxis Kommunikation 1/2024:

Der Artikel „Spielerische Interventionen – EMDRow® – das EMDR des 21. Jahrhunderts“ erschien in der Praxis Kommunikation Ausgabe 03/2022:

EMDR-Buch:

Nach drei vorherigen Büchern ist es endlich Zeit zu meinem Herzensthema EMDR ein Buch zu veröffentlichen. Derzeit befinde ich mich in der aktiven Schreibphase. Frag mich gerne, wenn du wissen möchtest, wann mit dem Erscheinung zu rechnen ist.

*Bei Alpträumen entsteht das Angstgefühl nicht während des REM-Phase, sondern nur beim Übergang in die nachfolgende Phase oder zum Aufwachen. (Quelle: „Die Tiefschlaf-Formel“ von Chris Surel, Seite. 56-57).

Newsletter: